Das Familienleben von damals bis heute

Wohnen von 1948 bis 2018

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Das Familienleben von 1948 (Foto: FingerHaus)
Das Familienleben von 1948 (Foto: FingerHaus)

FingerHaus baut Häuser für Familien. Das war bei Firmengründung 1948 schon genauso wie heute, über 70 Jahre später. Doch wie sah damals das Familienleben aus – wie im Jahr 2018? Wie haben sich die Wohn- und Lebensstandards entwickelt? Zwei Stippvisiten bei fiktiven Familien sowie spannende Fakten rund ums Wohnen in sieben Jahrzehnten.

1948: Zu Besuch bei den Müllers. Aus dem kleinen Kofferradio auf der Fensterbank trällert der gefühlvolle Schlager »Liebling, für dich will ich schön sein«, im Portemonnaie klimpern verheißungsvoll die ersten Münzen der neuen Währung, Frau Müller rührt die Weißwäsche im Kochtopf auf dem Herd und die Kinder spielen im Gemüsegarten Blindekuh. Die Familie freut sich auf alles, was vor ihr liegt – Aufbruchstimmung liegt in der Luft in den Nachkriegsjahren. Und die Müllers machen es sich daheim so schön wie möglich.

WIE SIEHT ES AUS, das normale Zuhause von 1948? Zum Beispiel die Küche: Sie besteht aus einem Schrank für Teller und Töpfe, einem kleinen Tisch mit Stühlen, einem Spülbecken mit fließend kaltem Wasser – und einem gusseisernen Ofen, bei dem man die Kochtemperatur durch das Auflegen unterschiedlicher Eisenringe regulieren kann. Darin verbrennt man wohlig knisternd alles, was sich anzünden lässt, oft auch selbst geschlagenes Holz. Zum Häuschen gehört ein eigener Nutzgarten zum Anbau von Obst und Gemüse, er liefert unter anderem Sauerkirschen, Brombeeren, Stachelbeeren, Äpfel, Pflaumen und Salat sowie Weißkohl, Möhren und Kohlrabi. Was nicht frisch verspeist wird, kocht Frau Müller ein und stellt es dann in Einmachgläsern aller Größen bunt gestapelt in die Vorratskammer.

»Ab Mitte der 50er-Jahre steigen die Ansprüche an die Wohnqualität«

HEUTE IST BADETAG, der einzige in der Woche. Ein separates Badezimmer hat das Häuschen der Müllers nicht, wozu auch? Gebadet wird in der großen Zinkwanne, die auch zum Wäschewaschen dient. Das Wasser fürs Bad wird in großen Töpfen auf dem Küchenherd erhitzt und dann in die Wanne gegossen. Ein Familienmitglied nach dem anderen darf nun darin Platz nehmen, der Kleinste kommt zum Schluss.

DIE »GUTE STUBE« ist das Herz des Hauses. Abends sitzt die Familie frisch gebadet zusammen im Wohnzimmer, Herr Müller im geblümten Ohrensessel, und lauscht übers mächtige Röhrenradio »Weltklang Super W« den Nachrichten. Beide Eltern haben etwas zum Reparieren auf dem Schoß, denn weggeworfen wird nichts, was noch irgendwie brauchbar ist. Herr Müller besohlt die Schuhe des Jüngsten, Frau Müller stopft die Wollsocken der Familie. Denn die Tage werden langsam kühler und alle rücken näher an den Ofen im Wohnzimmer, die »gute Stube« ist jetzt der einzige beheizte Raum im Haus. Bevor die Kinder nach oben in ihr Zimmer geschickt werden – natürlich teilen sie sich einen Raum –, bereitet Frau Müller noch für jedes Bettchen eine Wärmflasche vor. Ein eigenes Auto haben die Müllers nicht, wie die meisten Familien. So nimmt Herr Müller am Montagmorgen das Fahrrad, um zur Arbeit zu fahren, und Frau Müller macht ihre Besorgungen beim Bäcker, Fleischer und Gemischtwarenhändler im Ort zu Fuß.

Heute, über 70 Jahre später, gelten ganz andere Standards. Wie sich diese über die Jahrzehnte verändert haben, wollten wir uns einmal genauer anschauen.

DAS ZUHAUSE: Schon 1950 waren über 90 % der Einfamilienhäuser privates Wohneigentum. Auch 2018 ist und bleibt das selbst finanzierte Eigenheim der Familien-Klassiker – obwohl sich gerade in den letzten Jahren auch Paare ohne Kinder vermehrt für Wohneigentum entschieden haben. Laut Statistischem Bundesamt hat sich in der Gruppe »Haushalte mit Kindern« die Eigentümerquote in den letzten Jahren sogar besonders deutlich gesteigert. Vor allem die niedrigen Zinsen und günstigen Baukredite haben dieser Entwicklung noch ordentlich viel Schwung gegeben. Nach Meinung der meisten Experten und offensichtlich vieler Familien ist kaum ein anderes Investment so renditestark und gleichzeitig so sicher wie die eigene Immobilie.

IMMER MEHR PLATZ: Obwohl sich am Traum vom eigenen Haus von 1948 bis 2018 kaum etwas geändert hat – einen großen Unterschied gibt es doch: Familien haben viel mehr Platz als früher. In den Nachkriegsjahren wohnte man noch äußerst beengt und bescheiden. 1972 hatte eine Familie mit zwei Kindern dann durchschnittlich 88 m² Wohnfläche zur Verfügung, 1993 ungefähr 108 m² und im Jahr 1998 schon 112 m². 2013 bewohnte ein Vier-Personen-Haushalt bereits um die 122,8 m², Tendenz stetig steigend. Kurz: Die durchschnittliche Wohnfläche einer Familie im Jahr 2018 wäre 1948 für mindestens zwei Familien ausreichend gewesen.

KÜCHEN, ERST KLEINER – DANN GRÖSSER: Ab Mitte der 1950er-Jahre zeichnete sich das deutsche Wirtschaftswunder ab und auch die Ansprüche an die Wohnqualität stiegen. Mehr Platz wünschte man sich und auch die Raumaufteilung sollte sich ändern. Die Wohnzimmer in Neubauten nahmen an Größe zu – die Küchen wurden deutlich kleiner. Plötzlich galt die gemütliche Wohnküche mit Esstisch als altmodisch, in der modernen Einbauküche sollten nur noch die Mahlzeiten zubereitet werden. Gegessen wurde jetzt im Wohnbereich. 1950 war noch etwa die Hälfte aller Küchen über 10 m² groß, 1972 lagen sie meist darunter. Als perfekt galt die Küche, in der alles fast nur noch eine Armeslänge entfernt war – wie in einer Art Koch-Cockpit, in dem die Mahlzeiten wie auf Knopfdruck zubereitet werden konnten.

»Aus dem Alleinverdiener-Leitbild wird das Doppelverdiener-Ideal.«

UND HEUTE? Die Zahlen sprechen für sich: Über 20 % aller Deutschen kochen und leben bereits in einer offenen Wohnküche, haben also Küche, Ess- und Wohnzimmer miteinander kombiniert. Männer und Frauen leben gleichberechtigt miteinander und wollen gemeinsam schnippeln, kochen und gleichzeitig Freunde bewirten. FingerHaus-Bauherren scheinen diesen Trend mitzugestalten: Ganze 90 % wünschen sich eine offene Küche.

DAS EIGENE BAD BLEIBT LANGE LUXUS. Während das eigene Badezimmer heute selbstverständlich Standard ist, hatten 1950 über drei Viertel der Häuser und Wohnungen weder Bad noch Dusche. Im Verlauf der 1960er-Jahre waren diese immerhin in zwei Dritteln der Häuser und Wohnungen vorhanden. 1978 wurde dann – hurra! – fast die 90 %-Marke erreicht. Doch erst 1993 hatten fast alle Häuser und Wohnungen tatsächlich ein eigenes Badezimmer. Ähnlich verhält es sich mit der Warmwasserversorung: 1957 mussten noch nahezu drei Viertel der Häuser und Wohnungen im Bundesgebiet ohne sie auskommen. 1965 war es noch immer ein Drittel. Können Sie sich heute noch vorstellen, ohne die heiße Dusche am Morgen auszukommen?

MÄNNER UND FRAUEN 1948 UND HEUTE: Obwohl ein Frauenüberschuss die Nachkriegsjahre prägt, beschwört das Familienbild dieser Jahre eine Idylle – die Zwei-Generationen- Kleinfamilie, in welcher der Vater Oberhaupt und Ernährer ist; die Mutter erzieht die Kinder und führt den Haushalt. Heute hat sich das traditionelle Familienbild gewandelt: Moderne Paare sehen sich eher als Partner, das gesamte Familiengefüge ist weniger hierarchisch aufgebaut. Soziologen sehen zudem einen grundlegenden Wechsel in der Einstellung zu Beruf und Familie. Fünf Jahrzehnte nach den »68ern« zieht die Mehrheit es heute vor, wenn beide Elternteile berufstätig sind. »Aus dem Alleinverdiener-Leitbild wird das Doppelverdiener-Ideal«, heißt es in einer Untersuchung.

2018: Hallo, Familie Schmitt in Schöndorf. »Elektra, spiel ›Shape of you‹ von Ed Sheeran«, sagt Thorsten Schmitt, wenn er morgens die Küche betritt, und dann: »Elektra, mach Kaffee«,während er vier Müslischalen aus dem Einbauküchenschrank nimmt.

Er stellt sie auf die Theke, welche die offene Küche vom Wohnzimmer trennt, und schneidet frische Bananen, Orangen und Ananas hinein. Thorsten ist ein sportlicher Mittvierziger, zum zweiten Mal verheiratet und glücklicher Papa einer Patchworkfamilie. Weil gerade Ferien sind, ist sein fünfzehnjähriger Sohn aus erster Ehe für einige Tage bei ihnen. Gut, dass im Haus zwei Kinderzimmer und ein großes Gästezimmer genügend Platz bieten. Auch seine fünfjährige Tochter aus seiner heutigen Ehe schläft noch. Thorsten ist leidenschaftlicher Radfahrer. So oft es geht, lässt er sein Auto in der Garage und radelt, einfach weils besser für die Umwelt und auch für seine Gesundheit ist. Beim Bau ihres Hauses haben die Schmitts auf Nachhaltigkeit geachtet, es ist ein Effizienzhaus mit eigener Fotovoltaikanlage auf dem Dach und mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe als Heizsystem geworden.

WORK-LIFE-BALANCE? PERFEKT AUSTARIERT! Er arbeitet vom Home-Office aus und schreibt als Redakteur für mehrere Zeitungen bundesweit. Außerdem ist er nachmittags für seine Jüngste da, wenn sie aus der Kita kommt. Seine Frau arbeitet Vollzeit bei einer Firma im Nachbarort, jeden Tag legt sie 40 km mit dem Auto zurück. Er steckt sein Smartphone ein, denn er will, dass die Fitness-App seine Bewegung beim Radfahren auswertet, seine Vitalparameter checkt und den Kalorienverbrauch errechnet. Während er mitten im Wald über Wurzelwerk fährt, fällt ihm ein, dass er vielleicht fürs Mittagessen einkaufen muss. Ist noch was von dem frischen Spinat da? Über seine App checkt er den Kühlschrankinhalt. Gut, das reicht noch. Wieder daheim, macht Thorsten Feuer im Ofen – einfach weils gemütlich aussieht, überall im Haus liegt Fussbodenheizung. Langsam erwacht das Haus. Und ein Familienmitglied nach dem anderen erscheint an der langen Theke zum gemeinsamen Frühstück.

FÜR HEUTE hat sich Thorsten Schmitt ein wichtiges Projekt vorgenommen: Er will die alten Super-8-Filme aus seiner Kindheit sichten und einige digitalisieren lassen. Damit er seiner Tochter später mal zeigen kann, wie Oma und Opa sowie deren Eltern gelebt haben. Sie wird es sicher kaum glauben können …

Quellen: Statistisches Bundesamt, Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski, Sozialforschungsinstitut Ipsos

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