»Herr Ochse, Herr Schäfer, was ist das Besondere an FingerHaus?«

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Hans-Adam Ochse, Firmeneintritt 1964, Prokurist ab 1974, Technische Geschäftsführung FingerHaus von 1984 bis 2006, Willi Schäfer, Firmeneintritt 1968, Prokurist ab 1984, Kaufmännische Geschäftsführung FingerHaus von 1990 bis 2011 (Foto: FingerHaus)
Hans-Adam Ochse, Firmeneintritt 1964, Prokurist ab 1974, Technische Geschäftsführung FingerHaus von 1984 bis 2006, Willi Schäfer, Firmeneintritt 1968, Prokurist ab 1984, Kaufmännische Geschäftsführung FingerHaus von 1990 bis 2011 (Foto: FingerHaus)

Willi Schäfer und Hans-Adam Ochse haben FingerHaus jahrzehntelang als Geschäftsführer geleitet und maßgeblich eine Ära des Wachstums und Erfolgs geprägt. Wir haben nachgefragt, welche Herausforderungen es gegeben hat und worauf sie besonders stolz sind.

Herr Schäfer, Herr Ochse, Gratulation zu 70 Jahren Finger-Haus. Was bedeutet für Sie Tradition?

H.-A. Ochse: Konstruktiv und vertrauensvoll mit allen Mitarbeitern zusammenzuarbeiten ist bei FingerHaus vielleicht die wichtigste Tradition. Aber natürlich üben wir traditionelles Handwerk aus, um unsere Häuser zu bauen. Wir profitieren seit jeher vom Know-how vergangener Zeiten und haben es den Anforderungen und Möglichkeiten angepasst, um uns stetig weiterzuentwickeln und bessere Häuser zu bauen.

W. Schäfer: Im Fertighausbau wurde und wird die Tradition des Bauens sehr deutlich gemacht. Ich selbst konnte in meiner 50-jährigen Zugehörigkeit die Entwicklung von der Skelettbauweise über den Holzrahmenbau bis zum modernen Fertighausbau miterleben. Das Bauen in fast jeder Generation kann man auch als Tradition bezeichnen.

»Der Generations- wechsel hat hervorragend geklappt.«

Willi Schäfer

 

Was ist das Besondere am Unternehmen FingerHaus?

W. Schäfer: Dass sich im Laufe der Jahre eine Unternehmenskultur entwickelt hat, die ihresgleichen sucht.

H.-A. Ochse: FingerHaus ist ein Betrieb, in dem jeder einzelne Mitarbeiter einen sehr hohen Stellenwert hat. Dies ist eigentlich das große Geheimnis des Erfolgs. FingerHaus war und ist ein Familienbetrieb, der selbst heute noch eine familiäre Atmosphäre hat, trotz der mittlerweile enormen Größe.

Machen Ihre Nachfolger einen guten Job? Wie war es, den Generationswechsel zu vollziehen?

H.-A. Ochse: Sie machen sehr gute Jobs und haben mein volles Vertrauen. Es ist mir deshalb nicht schwergefallen, mich mit Vollendung des 70. Lebensjahres zu verabschieden. Natürlich schaue ich gern immer wieder mal rein, verfolge auch, was passiert, aber ich weiß die Firma in sehr guten Händen.

Warum gibt und gab es eine Doppelspitze bei FingerHaus?

W. Schäfer: Nach dem plötzlichen Tod von Adam Finger war es unsere gemeinsame Aufgabe die Firma zu führen. Unsere Vision war es Fertighäuser zu bauen. Natürlich war das nur mit sehr engagierten Mitarbeitern im technischen wie im kaufmännischen
Bereich möglich. Im Übrigen zeigt sich diese Doppelspitze durch die heutige Geschäftsführung hervorragend bestätigt. Dies ist auch eine der Voraussetzungen dafür, dass wir heute eines der, wenn nicht das führende Unternehmen in der Fertighausbranche sind.

Wie haben Sie vor 50 Jahren Lebensqualität definiert?

H.-A. Ochse: Die Ansprüche waren einfach andere: Eine glückliche Familie, ein sicherer Arbeitsplatz, ein eigenes Zuhause – das bedeutete Lebensqualität. Architektur, Komfort, Design und solche Faktoren spielten eine geringere Rolle als heute.

Was waren die wichtigsten Wohntrends in den letzten 70 Jahren?

H.-A. Ochse: Schon damals war der Wunsch nach einem Eigenheim so aktuell wie heute. Um die Wohnqualität zu verbessern, haben wir einige lehrreiche Reisen nach Schweden und Finnland unternommen. Diese Länder waren uns im Wohnhausbau in Holzfertigbauweise um einige Jahre voraus. Diese Reisen haben sich sehr positiv ausgewirkt, wir konnten viel mitnehmen. Insgesamt haben sich aber Wünsche und Ansprüche der Bauherren zum Beispiel in den Grundrissen ständig verändert. Die Offenheit heutiger Grundrisse war vor 30, 40 Jahren nicht denkbar.

In wie vielen Finger-Häusern haben Sie schon gelebt und haben Sie daraus Erkenntnisse für die Produkte gewonnen?

W. Schäfer: Weniger durch das Wohnen im Fertighaus, sondern als der Verantwortliche für den Verkauf hat man in den Jahren selbst Hausbesichtigungen mitgemacht, Wettbewerbshäuser besucht, später sich mit Mitbewerbern und Beratern ausgetauscht.

H.-A. Ochse: Ich selbst habe in zwei Finger-Häusern gelebt und konnte dadurch die vielen positiven Aspekte an Interessenten und Kunden vermitteln.

»Wichtig waren in all den Jahren Qualität und die Zuverlässigkeit gegenüber dem Kunden.«

Hans-Adam Ochse

 

Was waren die größten Innovationen im Fertighausbau?

H.-A. Ochse: Wir haben immer daran gearbeitet, den Grad der Vorfertigung im Werk zu erhöhen. Das hat wesentliche Verbesserungen gebracht, da man ergonomischer, präziser und im Trockenen arbeiten kann. Gewerke, die in der Produktion erledigt werden können, wie Elektro- und Sanitärvorinstallation, teilweise Heizung und Armierungsputz, Dachteile etc., haben die Arbeiten an der Baustelle erheblich verkürzt, aber gleichzeitig die Qualität verbessert.

W. Schäfer: Nach anfänglichen Bedenken dem Fertighaus gegenüber – nicht langlebig usw. – konnte sich der Fertigbau insgesamt einen Namen machen, mit Vorteilen wie Festpreisgarantie, trockener Bauweise oder Energiesparhaus.

Was war Ihr schwierigster Moment bei FingerHaus?

W. Schäfer: Es gab bei der dringend erforderlichen Wandlung vom Holzbaubetrieb zum neuzeitlichen Fertighausunternehmen sehr große Anstrengungen im kaufmännischen sowie im technischen Bereich.

Mussten Sie irgendwann komplett umdenken?

H.-A. Ochse: Ende der 80er-Jahre habe ich festgestellt, dass der Betrieb in Bottendorf auf Dauer nicht wettbewerbsfähig sein würde. Wir konnten nicht mehr als 1 bis 2 Häuser in der Woche produzieren. Es stellte sich die Frage, entweder den Betrieb mit sehr viel Aufwand zu sanieren oder auf der grünen Wiese neu zu beginnen. Die Stadt Frankenberg ist uns mit einem Grundstück und dessen Erschließung sehr entgegengekommen.

An welches Ereignis werden Sie sich immer erinnern?

H.-A. Ochse: Die ersten Arbeitstage in Bottendorf: Ich hatte ca. 10 Jahre in einer Frankenberger Schreinerei gearbeitet. Adam Finger hat mir dann eine Stelle angeboten. Zu meiner Überraschung hat er mich in der Firma als Stellvertreter vorgestellt, obwohl ich von Büroarbeit und Betriebsleitung null Ahnung hatte. Ich bin heute noch dankbar für das Vertrauen, das er mir entgegengebracht hat.

Worauf sind Sie rückblickend besonders stolz?

W. Schäfer: Dass ich von Anfang an mit Hans-Adam Ochse zusammen aus einem Holzbaubetrieb in Bottendorf das neue Fertighauswerk in Frankenberg aufbauen konnte und es als einer der Geschäftsführer geleitet habe.

H.-A. Ochse: Vor allem, dass ich gemeinsam mit Willi Schäfer die schweren Anfangsjahre gemeistert habe. Entscheidend war jedoch auch, dass uns sehr gute und engagierte Mitarbeiter, wie zum Beispiel Hermann Arnold, Konrad Scholl, Heinrich Meier, Hans Nolte, Gerd Triebel, Wilhelm Pohlmann und einige andere, die die Entwicklung von FingerHaus
maßgeblich über viele Jahre mitgeprägt haben, zur Seite standen.

»Bei FingerHaus wird eine der modernsten Fertigungen Europas installiert.«

Willi Schäfer

Wie bedeutend ist FingerHaus für die Region?

W. Schäfer: FingerHaus hat sich von einem anerkannten Holzbauunternehmen mit Treppenbau sowie 20 bis 30 sehr engagierten Mitarbeitern zu einem führenden Unternehmen mit hoher sozialer Kompetenz und über 700 Mitarbeitern entwickelt.

H.-A. Ochse: Für die gesamte Region und insbesondere für die Gemeinden Burgwald und Frankenberg ist die Firma FingerHaus ein Garant für Arbeitsplätze geworden.

Was schätzen Sie am meisten an Ihren Mitarbeitern und wofür sind Sie den Mitarbeitern besonders dankbar?

H.-A. Ochse: Immer wenn es gilt, ziehen alle an einem Strang, sei es, wenn Veränderungen anstehen oder wenn besondere Betriebsspitzen aufzufangen sind. Dann geht der Einsatz auch schon mal über das Übliche hinaus – bis ans Limit. Wir haben immer versucht, das nicht überzustrapazieren und möglichst zu vermeiden, konnten uns aber stets darauf verlassen, dass der Einsatz da war, gerade wenn er besonders gebraucht wurde.

Was waren die Erfolgsfaktoren für das starke Wachstum von FingerHaus? Gab es so eine Initialzündung?

W. Schäfer: Hier sehe ich den Erfolg der Doppelspitze. Während die Technik sich unserem Slogan »FingerHaus: Ein Qualitätsbegriff« verpflichtet hat, baute der kaufmännisch Verantwortliche ein Verkaufsteam auf, das diese Qualitätshäuser an die Interessenten brachte. Dies war nur mit einer sehr kompetenten Crew – vom Marketing bis zur
Finanzabteilung – möglich.

H.-A. Ochse: Das große Geheimnis für den Erfolg gibt es nicht. Wichtig waren in all den Jahren unsere Qualität und die Zuverlässigkeit gegenüber dem Kunden. Diese zwei Punkte werden auch von den Nachfolgern konsequent fortgesetzt. Wir haben auch immer darauf geachtet bei neuen Anforderungen ganz vorn in der ersten Reihe stehen. Zum Beispiel unsere Wand weiter zu entwickeln oder bei regenerativen Energien Maßstäbe zu setzen. Aber sicherlich war auch der Neustart in Frankenberg ein Fundament des heutigen Erfolges.

»Die Firma FingerHaus ist ein Garant für Arbeitsplätze geworden.«

Hans-Adam Ochse

Wie haben sich die Kundenwünsche verändert?

H.-A. Ochse: Kundenwünsche steigen von Jahr zu Jahr, angepasst an Zeiten und Trends. 1985 hatten wir einen Bemusterungsraum im Keller eines Musterhauses in Frankenberg von 15 Quadratmetern, heute sind es über 2 000 Quadratmeter. Die Kundenwünsche sind vielfältiger geworden.

Was sind die Innovationen heutzutage?

W. Schäfer: Zurzeit wird die modernste Fertigung Europas bei FingerHaus installiert und in der Mischbauweise wird weiterexperimentiert – damit wir wettbewerbsfähig bauen können.

H.-A. Ochse: Der Anspruch, ein Qualitätshaus zu bauen, und ein guter Kundenservice sind die Voraussetzungen für die Zukunft. Modernste Fertigungsmethoden erleichtern einige Tätigkeiten in der Produktion und am Bau. Das Bauen entwickelt sich ständig weiter, insbesondere was die Materialien im Dämmbereich und was die Haustechnik angeht, aber eins bleibt, und das ist unser traditioneller Werkstoff Holz.

Was schätzen Sie an Ihrem aktuellen Finger-Haus?

W. Schäfer: Mein eigenes Einfamilienhaus von FingerHaus aus den 70er-Jahren erfüllt selbst die heutigen anspruchsvollen energetischen Vorgaben.

H.-A. Ochse: Wir fühlen uns wohl. Und wir haben selbst auch schon von der hohen Flexibilität eines Fertighauses profitiert. So haben wir im Zuge des altersgerechten Umbaus einen Aufzug einbauen lassen vom Keller bis ins Dachgeschoss.

Wie wird man in 50 Jahren bauen?

W. Schäfer: Der Fertigbau wird sich unentwegt weiterentwickeln.

H.-A. Ochse: Wie der Hausbau sich entwickeln wird, ist schwer vorauszusagen. Ein wichtiger Faktor wird die Großstadtnähe sein. Es wird auf eine verdichtete Bauweise hinauslaufen. Da wird FingerHaus am Ball bleiben, immerhin sind schon einige Projekte in Hybridbauweise realisiert worden.

Noch eine letzte Frage an Sie beide: Was möchten Sie der jungen Generation mit auf den Weg geben?

W. Schäfer: Dass sie so erfolgreich die Unternehmen weiter entwickeln, die Mitarbeiter für ihr Engagement würdigen, dass das persönliche Miteinander bestehen bleibt.

H.-A. Ochse: Den Nachfolgern rate ich, wie bisher auf Qualität, Zuverlässigkeit und einen guten Umgang mit den Mitarbeitern zu achten, denn die sind seit jeher unser größtes Kapital.

Herr Ochse, Herr Schäfer, vielen Dank für das Interview.

Treffen der Generationen: Die ehemaligen und die aktuellen Geschäftsführer von FingerHaus. (Foto: FingerHaus)
Treffen der Generationen: Die ehemaligen und die aktuellen Geschäftsführer von FingerHaus. (Foto: FingerHaus)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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